extra
Geehrte Herren
von stephan hutt
Die Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins, Freunde, Familie und Weggefährten feierten vor über einem Jahr den langjährigen Vorsitzenden Rolf-Walther Schmid, der am 12. Juli 2021 im Alter von 71 Jahren gestorben ist. Sein ehrenamtliches Engagement war immens, sein Hang zur Selbstdarstellung das genaue Gegenteil. Anlässlich des 130-jährigen Bestehens der Ortsgruppe Degerloch hat sein ehemaliger Älbler-Freundeskreis am 14. Mai 2024 mit Unterstützung von Bezirksvorsteher Colyn Heinze auf dem Degerlocher Marktplatz eine weiße Bank vor dem "Weißen Haus" in Erinnerung an unseren früheren Mitbürger angebracht. "Rolf-Walther Schmid vollbrachte eine beeindruckende Lebensleistung. Ein Leben für das Ehrenamt und für Degerloch, das gewürdigt werden muss", sagte Heinze damals in seiner Ansprache vor seinem Amtssitz.
Auf den Tag genau vier Monate später und maximal vier Meter von der Rolf-Walther Schmid-Bank entfernt wurde einem anderen Rolf gedacht. Oberbürgermeister Frank Nopper und etwa 200 Gäste versammelten sich um den Marktplatzbrunnen, der im Rahmen einer Feier in Rolf-Reihle-Brunnen benannt wurde. Ob als Vorsitzender des Gewerbe- und Handelsvereins Degerloch, als Chef der örtlichen Werbegemeinschaft, als Bezirksbeirat oder als Gründungsmitglied von "Degerloch hilft" - wie Rolf-Walther Schmid war auch Rolf Reihle, der am 14. September 2023 im Alter von 85 Jahren gestorben ist, ein Mann des Ehrenamtes. Ehrenamt war für den stets gut gelaunten, fröhlichen und umtriebigen Degerlocher stets Ehrensache. Dass er auch mal als Geburtshelfer tätig war, wissen wahrscheinlich die wenigsten Mitbürgerinnen und Mitbürger. Das 1988 ins Leben gerufene Stadtteil-Magazin namens "Degerloch Journal" würde es ohne Rolf Reihle nicht geben.
Eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte der Stuttgarter Kickers hat nichts mit einem sportlichen Abstieg zu tun. Das ist man auf Degerlochs Höhen schon lange gewöhnt. Die Kickers unterzeichneten am 9. April 1933 die Stuttgarter Erklärung, die sie verpflichtete, ihre jüdischen und marxistischen Mitglieder auszuschließen. Im nun "judenreinen" Verein war für ihren Trainer Fritz Kerr (1882 - 1974) von heute auf morgen kein Platz mehr. Der Vertrag des gebürtigen Wieners mit jüdischen Wurzeln wurde - zynisch formuliert - im "gegenseitigen Einvernehmen" aufgelöst. Im Mai des Jahres wird Kerr aus Rassegründen verhaftet, danach konnte er Nazi-Deutschland noch rechtzeitig verlassen. Einer Tätigkeit in der Schweiz folgten mehrere Jahre in Argentinien. Anfang der 50er Jahre kehrte er noch einmal zu den Kickers zurück, anschließend folgten weitere Trainerstationen im Ausland. Am Samstag, den 21. September 2024 wurde die dunkelste Seite der Stuttgarter Kickers endlich öffentlich aufgearbeitet. In Anwesenheit von Präsident Rainer Lorz, Bürgermeister Clemens Maier, Bezirksvorsteher Colyn Heinze und zwei Enkelkindern des Geehrten wurde der Weg zwischen Gazi-Stadion und dem Gelände der Sportfreunde in "Fritz-Kerr-Weg" benannt.
Foto: von oben - Schmid, Reihle, Kerr