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Verkehr raus, Tempo runter
von stephan hutt
Wie gewohnt präsentierte sich Frank Nopper bei der Einwohnerversammlung vor einigen Tagen in der Internationalen Schule locker und bürgerfreundlich. Eigentlich wie immer, wenn Stuttgarts OB, der früher Mitglied des Degerlocher Bezirksbeirates war, in seiner alten Heimat auftaucht. Neben verschiedenen Themen wie Sportgebiet Waldau, Weiterentwicklung Ortsmitte, Hölzel-Haus, Wohnungsleerstand, Baumaßnahmen, Fahrradsituation im Ortszentrum, neue Auffahrtsrampe B27 und verschiedene andere spielte vor etwa 450 Gästen auch das "Verkehrskonzept Degerloch", das vor sechs Jahren der Stadt überreicht wurde, eine wichtige Rolle.
Schon bei seinem letzten Stadtbezirksbesuch schilderten Klaus Amler von den Grünen und Rolf Armbruster, Ehrenvorsitzender des Gewerbe- und Handelsvereins Degerloch, OB Nopper die Situation im Ortskern mit den wichtigsten Maßnahmen ihrer gemeinsamen Planung. Sie vergaßen dabei auch nicht zu erwähnen, dass seit der Einreichung des Konzeptes bei der Stadt im Jahr 2018 so gut wie nichts passiert ist.
Schwerpunkt des Konzeptes bei der Erstellung war "Verkehr raus, Tempo runter", denn damit soll der Ortskern von Degerloch attraktiver werden. Dass dazu auch ein vitaler Einzelhandel gehört, versteht sich von selbst. Große Einkaufszentren, mächtige Internetplattformen, intensiver Durchgangsverkehr und mangelnde Parkplätze aufgrund von Fremdparkern erschweren allerdings den kleinen Fachgeschäften das Überleben.
"Unabhängig von der projektbezogenen Koalition von CDU, Grüne und GHV war es vor sechs Jahren unser Ziel, mit allen Parteien im Bezirksbeirat Übereinstimmung zu finden", blickt Rolf Armbruster zurück. Das war auch seinerzeit der Fall. Nachdem bisher nichts passiert ist, geht es laut dem Degerlocher Architekten zunächst vor allem darum, Erhebungen durchzuführen über Verkehrsströme im Ortszentrum und den Nebenstraßen. Verkehrsexperten müssen dann die Zahlen auswerten und daraus ihre Schlüsse ziehen, die in das vorliegende Konzept einfliessen.
Man muss allerdings befürchten, dass die Planung auch nach sechs Jahren Stillstand nicht so schnell Fahrt aufnimmt. Schließlich kündigten OB Nopper und Baubürgermeister Peter Pätzold bei der Einwohnerversammlung an, dass erst gegen Jahresende oder Frühjahr die Ausschreibung an Verkehrsplanungsbüros erfolgt, um nach Auftragsvergabe die entsprechenden Erhebungen durchzuführen. Somit könnte es nochmal zwei Jahre dauern bis Degerloch das bekommt, was es längst verdient hätte - ein vernünftiges Verkehrskonzept für das Ortszentrum.
Verkehrskonzept CDU, Grüne + GHV - Ziele:
* Steigerung der Attraktivität des Ortszentrums
* Steigerung der Kundenbindung vor Ort
* Verkehrsentlastung der Epplestraße im Ortszentrum
* Reduzierung des Durchgangsverkehrs durch Lenkung auf B 27
* Parkraum-Management zur Reduzierung des Parksuchverkehrs
* Verbesserungen für Fußgänger und Radfahrer
Verkehrskonzept CDU, Grüne + GHV - Maßnahmen:
* Parkraum-Management für den gesamten Bereich, auch in der Nähe der Stadtbahnhaltestellen
* Bessere Beschilderung zu den örtlichen Parkhäusern
* Tempo 30 für das ganze Ortszentrum inklusive Alb- und Reutlinger Straße
* Verstärkte Verkehrslenkung von der äußeren Epplestraße über Gewerbegebiet Tränke auf die B 27
* Neues Einbahnstraßensystem zwischen Epple- und Erwin-Bälz-Straße analog zum Bereich Rubensstraße
* Schaffung eines Shared Space in der Epplestraße zwischen Linden- und Albplatz analog City-Tübingerstraße
* Einrichtungsverkehr für Autos und Busse
* Busdurchgangsverkehr nur für die Linien 70 und 71, die Linie 76 über Albstraße zum ZOB
* Schaffung einer B 27-Auffahrt in Richtung Tübingen
* Optimierung der Pförtnerampeln Jahn- und Reutlingerstraße sowie Sigmaringer- und Epplestraße Richtung Ortszentrum
* Schaffung von Kreisverkehrslösungen mit Pförtnerampeln am Wilhelms-Gymnasium und Shell-Tankstelle Epplestraße
* Optimierung der bestehenden Beschilderungen