extra
Alles ein bisschen anders
von stephan hutt
Handy, Labtop, Internet, Wlan, Ladekabel - irgendwo Fluch und Segen. Warum erwähne ich das überhaupt, ist doch längst bekannt. Ganz einfach, weil Aktuelles aus Degerloch auf dieser Seite zuletzt aus Südafrika online gestellt wurde. Hoffen wir mal, dass sich das nicht nachteilig ausgewirkt hat, sofern es überhaupt jemand bemerkte. In diesem Fall war es ein Segen, das mit dem Wlan und so. Der Nachrichtenfluss aus Degerloch lief wie immer, nur mit dem Wetter wurd's immer schlimmer - in der Heimat, wohlgemerkt! Hier an der Garden Route zwischen Kapstadt und Knysna blieben die Temperaturen auch im schlechtesten Fall beständig über 20 Grad.
Bei reichlich Zeit ohne Termine, bestem Wetter und stets freundlichen Menschen mit einem Lächeln im Gesicht bleibt es nicht aus, Vergleiche zu ziehen. Gut, das mit dem Wetter ist geklärt, hier ist halt Sommer, wenn zuhause der Winter die Energiekosten in die Höhe treibt. Gewöhnen muss man sich an andere Dinge. Zum Beispiel, dass das Lenkrad im Auto plötzlich ungewohnt auf der anderen Seite zu finden ist. Die Handbremse mit der rechten Hand anziehen wird zu einem Griff ins Leere, auch die Orientierung mit Blinker und Scheibenwischer führt immer wieder zu Verwechslungen, wenn es gerade darum geht, im Linksverkehr in die rechte Spur abzubiegen. Um es kurz zu machen, nicht alles hat immer funktioniert, aber das große Chaos blieb aus.
So ganz kann ich den Verkehr allerdings nicht adacta legen, denn nach mehreren Auslandsaufenthalten unter südlicher Sonne lernt man das zu schätzen, was es in Degerloch nicht gibt. Kreisverkehre! Oh sorry, da fällt mir spontan doch noch der eine am Anna-Haag-Platz im Hoffeld ein. Aber sonst? Nicht viel los mit dem Kreisrumfahren statt Ampelstehen. Da denkt man an so manche Stelle in Degerloch, wie man den Verkehr mit diesbezüglicher Lösung beschleunigen könnte. Aber auch sonst läuft hier einiges anders als zuhause. "Wait to be seated" heiß es regelmäßig am Eingang der Restaurants. Einfach reinlaufen, hinhocken und dem Kellner beim Anmarsch schon mal "drei Halbe" entgegenrufen, ist nicht angesagt. Dafür kommt das vorwiegend schwarze Servicepersonal mit einem Lächeln und der Standardfrage "How are you?" an den Tisch. Standard ist auch stets die Antwort: "Very good". Anderes will man nicht hören.
Zurück zur Gastronomie. Dass die Preise hier unterirdisch sind, war bekannt, aber das ist auch nicht der Grund, warum wir die Redaktion von degerloch.info an die Garden Route verlegt haben. Beim Bier - 3 Euro die Halbe - ist der Unterschied nicht ganz so heftig wie bei Wein und Speisen. An ein Glas bestem Sauvignon Blanc für zwei Euro kann man sich unter blauem Himmel mit einem Schuss Sonne ebenso gewöhnen wie an ein 300 Gramm dickes Rinderfilet inklusiver bester Zutaten für 15 Euro. Kaum zu glauben, dass man ins Restaurant seine Getränke, ob Wein, Bier oder Wasser auch noch selber mitbringen darf. Wäre doch zuhause mal einen Versuch wert, Luftbad-Wirt Costa Karras würde vermutlich etwas ausrasten. Oder einfach in die Filderhöhe einmarschieren und den Bierkasten von der Tanke nebenan auf den Tisch stellen. Die Wirte Nico und Evangelos Asmanidis würden sich im Kreise drehen. Womit wir wieder beim Kreisverkehr wären.
Ach so, fast hätte ich es vergessen. Schließlich ist das immer und überall ein Thema, wenn es pressiert - öffentliche Toiletten! Stuttgart ist diesbezüglich keine Vorzeigestadt und Degerloch kein Vorzeige-Stadtbezirk. Neben all den positiven Eindrücken, die wir hier erlebt haben - war auch das mit den jederzeit zugänglichen WCs auf hohem Niveau. Und die weniger positiven? Das ist eine völlig andere und längere Geschichte. Die Erlebnisse eines Township-Besuches mit Einblicken in teils bitterste Armut sind auf ewige Zeiten gespeichert. Auch ohne Festplatte.
Foto: Hanne Hutt (re.) von degerloch.info