Blickpunkt
von Guido Dobbratz
Abstieg verhindern
Martin Braun ist neuer sportlicher Leiter der Stuttgarter Kickers. Unser Mitarbeiter Guido Dobbratz hat sich mit dem ehemaligen Bundesliga-Profi des 1. FC Köln und des SC Freiburg unterhalten.degerloch.info: Herr Braun, was hat Sie bewogen, die gewiss nicht einfache Aufgabe bei den Kickers zu übernehmen?
Braun: Einfache Aufgaben gibt es nicht, aber ich habe diesen Traditionsverein immer positiv gesehen. Gespräche mit der Führung haben mich dann überzeugt, diese Aufgabe wahrzunehmen. Mit einer sinnvollen und konstruktiven Herangehensweise kann man gemeinsam manches verbessern.
degerloch.info: Wo sehen Sie in einer ersten Bilanz Stärken und Schwächen der Mannschaft?
Braun: In den letzten Spielen gab es eine Weiterentwicklung, die Abwehr stand stabiler und es wurde schneller in die Spitze gespielt. Sicherlich war die Verletzungsmisere zuletzt ein Handicap und natürlich gibt es noch Verbesserungspotenzial, defensiv stabiler und im Angriff effektiver zu werden.
degerloch.info: Sie haben die Verpflichtung von Übergangstrainer Paco Vaz als Cheftrainer als sinnvolle Lösung beschrieben. Was spricht für ihn?
Braun: Er kennt die Internas im Verein, hat stets erfolgreich gearbeitet und er kann junge Spieler exzellent führen, hat eine gute Trainings- und Spielorganisation. Auch in den Gesprächen mit den Spielern hat er mich überzeugt. Des Weiteren dürfte uns dieser Schritt bei der weiteren Verzahnung von unserer Jugend in den Profibereich helfen.
degerloch.info: Ihr letzter Verein FC Villingen steht an der Spitze der Oberliga. Kommt es in der nächsten Saison zu einem Duell mit den Blauen in der Regionalliga?
Braun: Das wäre schön, wenn es zum Duell in der Regionalliga käme. Als ich 2010 nach Villingen kam, stand der Verein vor der Insolvenz und dem Abstieg. In den vergangenen Jahren wurde eine gute Aufbauarbeit geleistet und jetzt passt vieles. Den Aufstieg traue ich dem Verein zu.
degerloch.info: Zurück zu den Kickers. Wo landen sie am Ende der Saison?
Braun: Ich denke im gesicherten Mittelfeld. Das Minimalziel muss sein, den Abstieg zu verhindern. Aber ich sehe genügend Entwicklungspotenzial und ich hoffe, dass ich meinen Teil zur weiteren Aktivierung beitragen kann.
degerloch.info: Ein Verein wie die Stuttgarter Kickers gehört aber in die 3. Liga. Ist das in den nächsten drei Jahren machbar?
Braun: Automatisch kommt man nicht nach oben. Die Tabelle ist oft ein Spiegelbild des Etats. Da haben es Traditionsvereine im Vergleich zu den Clubs mit Mäzenen immer schwerer. Wenn aber genügend finanzielle Mittel generiert, diese effizient eingesetzt und die Rahmenbedingungen verbessert werden, kann es auch ein Verein wie die Kickers schaffen.
degerloch.info: Das eigentliche Pfand der Blauen ist der Nachwuchs mit der U 15, U 17 und U19. Bieten sich da nicht bereits Talente für das Profiteam an?
Braun: Mario Suver hat es ja schon geschafft und er hat eine tolle Entwicklung genommen. Auch Jonas Meiser und Leon Rasic sind, so wie manche andere unserer jungen Spieler, auf einem guten Weg und hatten bereits Einsätze bei der 1. Mannschaft.
degerloch.info: Den Verein belasten Verbindlichkeiten von 1,2 Millionen Euro. Gibt es da für den Sportdirektor überhaupt Spielraum, nach Verstärkungen Ausschau zu halten und Spieler für die Profimannschaft zu verpflichten?
Braun: Wenn es sportlich Sinn macht, wird sich der Verein sicher nicht verschließen. Gleichzeitig muss es finanziell passen, ohne ein zu großes Risiko zu gehen.
degerloch.info: Die Winterpause ist relativ lang. Ist da an ein Trainingslager im Süden gedacht oder bleiben die Kickers in Degerloch?
Braun: Von einem Trainingslager im Süden halte ich nichts, da es auch mit zu großen Kosten verbunden ist. Ein Trainingslager aber in Deutschland oder in Grenznähe macht durchaus Sinn. Alles muss eben in einer Relation zum Aufwand und den Möglichkeiten stehen.
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