Blickpunkt
von Felix Reiser
Erfolgreiche Ära
Zum Jahresende geht Bezirksvorsteherin Brigitte Kunath-Scheffold in den Ruhestand. In den 20 Jahren ihrer Amtszeit hat sie enorm zur Entwicklung von Degerloch beigetragen.Ehre, wem Ehre gebührt - so könnte man die Verabschiedung von Bezirksvorsteherin Brigitte Kunath-Scheffold auf den Punkt bringen. "Welch ein Besucherandrang, das spricht für sie", sagte einer der Gäste. Außer reichlich Prominenz waren Vertreter der Stadt, Vereinsvorsitzende, Rektoren, Bezirks- und Stadträte sowie zahlreiche Wegbegleiter von Degerlochs "First Lady" gekommen, um ihr einen würdigen Abschied zu bereiten. Über 300 Gäste hatten sich angemeldet, weshalb der offizielle Teil der Veranstaltung kurzfristig in die Michaelskirche verlegt wurde.
Eine lange Amtszeit geht zu Ende, das verleitet auch zu einem Rückblick auf den Anfang der Tätigkeit von Brigitte Kunath-Scheffold. Noch etwas schüchtern und zurückhaltend wirkte sie im Jahr 2000, als sie von Bürgermeister Klaus-Peter Murawski in ihr Amt eingeführt wurde. Das hat sich dann aber schnell geändert, denn Degerlochs neue Bezirksvorsteherin wurde gleich ins kalte Wasser geworfen. Es galt zwei schwierige und kontroverse Projekte zu begleiten: Den neuen Standort der Freiwilligen Feuerwehr Degerloch-Hoffeld, die aus dem Bezirksrathaus wegen Umbau und Sanierung ausziehen musste, sowie die Überführung des autonomen Jugendhauses an der Oberen Weinsteige in ein betreutes Kinder- und Jugendhaus - dem heutigen Helene P. Fazit: Beide Projekte hat sie sehr gut begleitet und mit eigenen Ideen zur Konfliktlösung beigetragen.
Die Menge an Projekten, die Kunath-Scheffold in ihrer 20-jährigen Amtszeit absolvierte, würdigte auch der Erste Bürgermeister Fabian Mayer (Bild li.) bei der Verabschiedung. Sie war gigantisch und würde viel zu viel Platz beanspruchen, um sie hier alle aufzuführen. Schließen wir dieses Kapitel mit dem letzten von ihr initiierten Großprojekt, dem Neubau des Evangelischen Gemeindehauses am Agnes-Kneher Platz (Bild). Degerlochs scheidende Chefin war nie eine klassische Bezirksvorsteherin, die nur verwaltet. Sie war immer mehr Projektinitiatorin und Projektentwicklerin. Und das mit viel Herz, Leidenschaft, Kreativität - und vor allem eigenen Ideen.
"Wer eigene Ideen mit Leidenschaft verfolgt, ist oft umbequem für andere", sagte die Mutter von zwei Kindern einst, als es mal wieder nicht so recht vorwärts ging mit einem wichtigen Projekt. Leidenschaft schafft eben dann Leiden, wenn man nicht genügend Unterstützung aus einem Umfeld erfährt, um gewisse Dinge voranzubringen. Neben einer beachtlichen Erfolgsbilanz mit zahlreichen Projekten und Veranstaltungen hat Kunath-Scheffold das Degerlocher Bezirksrathaus zu einem offenen Rathaus gemacht. Offen für Kunst und Kultur, wodurch sich zahlreiche Künstler präsentieren konnten. Außerdem kamen viele bekannte Persönlichkeiten, um zu lesen, zu referieren und zu diskutieren. Kunath-Scheffold erwähnt aber auch Projekte, die nicht nach ihren Vorstellungen verlaufen sind. "Das neue Bürgerzentrum stagniert und ein Vereinsring war nicht möglich", sagt die 66-Jährige und kritisiert, dass die bekannten Künstler Adolf Hölzel und Ida Kerkovius nicht in Straßen- oder Wegenamen verewigt wurden.
Vor lauter Arbeit vergaß Degerlochs Bezirksvorsteherin die angenehme Seite des Lebens nicht ganz und stellte eindeutig unter Beweis, dass sie auch zu feiern verstand. Und das sorgte im Juli 2003 für ungeahnte Schlagzeilen. Sie feierte in der Schimmelhütte fröhlich mit gut gelaunter Prominenz ihren 50. Geburtstag so intensiv, dass zwei Mal die Polizei wegen Nachtruhestörung im Einsatz war und letztendlich den Musikern den Stecker zog. Für die Polizisten war es kein leichter Gang, denn unter den lautstark feiernden Gästen befand sich - ihr Chef!
Ja, die meist humorvolle Bezirksvorsteherin war in ihrer äußerst erfolgreichen Amtszeit auch immer wieder für besondere Überraschungen gut.
Kehraus im Bezirksrathaus
Alle, die an der Verabschiedung unserer Bezirksvorsteherin am 4. Dezember im Bezirksrathaus nicht teilnehmen konnten oder wegen großem Andrang nicht mit ihr ins Gespräch kamen, haben am Montag, den 30. Dezember, ab 11 Uhr, dazu noch die Möglichkeit. Bei einem lockeren "Kehraus" gibt es bei Degerlocher Wein und Prosecco die Möglichkeit zum Plaudern und "Lebewohl sagen". Zu diesem letzten Treff im "Weißen Haus" gibt es keine offizielle Einladungen - jedermann/frau ist herzlich willkommen.
Kommentare
Einen Kommentar schreiben