Blickpunkt
von Felix Reiser
Wunderbare Zeit(en)
Ob als Spieler, Trainer oder Funktionär: Seit 50 Jahren engagiert sich Thomas Pfleiderer, genannt "Pfleidi", für die Basketballabteilung des tus Stuttgart.Vereinstreue - dieser Begriff befindet sich heutzutage auf dem absteigenden Ast. Zumindest im Profisport. Vorbei sind die Zeiten als Fußballprofis wie Uwe Seeler beim Hamburger SV oder Charly Körbel bei Eintracht Frankfurt ihre komplette Spielerkarriere als Profi in den Dienst eines Vereins stellten. Undenkbar heutzutage - mehr Geld lockt immer anderswo. Es ist auch keine Seltenheit mehr, dass selbst Spieler in der dritten Bundesliga bereits zwölf Vereine hinter sich haben, bevor sie beim 13. einen Vertrag unterschreiben.
Das ist Profisport, aber auch im Breiten- und unbezahlten Amateursport sind die Verweilzeiten in einem Verein heute wesentlich kürzer als anno dazumal. Regionale Unterschiede mag es geben, trotz aller Angebote, die auf die Jugendlichen heutzutage einprasseln. Es ist fast aus der Zeit gefallen, dass es einen wie Thomas Pfleiderer gibt. "Pfleidi feiert sein 50-jähriges Jubiläum bei den Basketballern", lautet die Überschrift im "tus-Sportspiegel". Dazu muss man allerdings wissen, dass es den tus Stuttgart vor 50 Jahren noch gar nicht gab und der Großverein von der Waldau seine Geburt im Jahr 1973 der Fusion von SV Degerloch, Turnerbund Stuttgart und dem Stuttgarter Turnverein zu verdanken hat.
Basketball wurde aber schon vor der tus-Gründung erfolgreich in unserem Stadtbezirk gespielt. Dafür stand ein Name - der SV Degerloch. Als Thomas Pfleiderer, den alle nur "Pfleidi" nennen, seine nunmehr 50-jährige Karriere im Basketball begann, erlebte er noch die goldenen Zeiten in der Südliga um die drei Brüder Neef. Ex-Nationalspieler Hein Neef wurde sein erster Trainer, danach folgte dessen Bruder Günter - Basketball war von nun an Leidenschaft und Programm. Der Erfolg blieb nicht aus, 1976 wurde der ehemalige Schüler des Wilhelms-Gymnasiums mit einem jungen, eingeschworenen Team Meister der Oberliga - es folgte der Aufstieg in die Regionalliga Südwest. Nach sieben Jahren Ober- und Regionalliga ließ der Trainingseifer etwas nach und "Pfleidi" gründete mit Gleichgesinnten eine zweite Mannschaft. "Das Team verstand sich auf dem Spielfeld und auch danach prächtig, nur die Spiele am Sonntagmorgen bereiteten uns Schwierigkeiten", sagt der 66-Jährige, der als Ehrenamtlicher auch 20 Jahre im Waldheim Degerloch aktiv war, mit einem Lächeln.
"In der Rückschau war es eine wunderbare Zeit mit unzähligen Höhepunkten und schönen Erlebnissen, sowohl als Spieler und Coach als auch später als Funktionär", sagt "Pfleidi", der intensiv mithalf, die Basketball-Abteilung des tus am Leben zu halten. 1996 übernahm er für 16 Jahre die Abteilungsleitung und startete den Neuaufbau. Die erste Mannschaft hatte sich aufgelöst, von nun an war die zweite sieben Jahre die erste. Der Neustart begann in der Kreisliga B, dann ging es kontinuierlich wieder aufwärts, und nach langen Jahren stetigen Aufstiegs sind die "PKF Titans Stuttgart", wie sich das tus-Team inzwischen nennt, im Jahr 2019 in der 2. Regionalliga angekommen.
"Ohne unsere Sponsoren, allen voran die PKF Wulf Gruppe, könnten wir diese Basketball-Liga nicht stemmen", sagt "Pfleidi", der noch als Stellvertreter von Abteilungsleiter Michael Maile tätig ist. Die Abteilung umfasst derzeit acht Jugendmannschaften, ein Damen- und drei Herrenteams. Die Antwort auf die Frage "War eigentlich mal ein Vereinswechsel ein Thema?" kommt wie aus der Pistole geschossen: "Nie". In ewiger Treue - Gemeinsamkeiten zu Uwe Seeler und Charly Körbel sind nicht zu übersehen.
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