Blickpunkt
von Felix Reiser
Geschichtsträchtiges Haus
Seit 30 Jahren gibt es die "Wohngruppen Degerloch" in der Jahnstraße. Früher war die Einrichtung unter dem Namen "Kinderhaus Degerloch" ein Begriff im Stadtbezirk.In der Oktober-Ausgabe des Degerloch Journal im Jahr 2015 ging es im Titelthema um das damalige "Kinderhaus Degerloch". Die Überschrift lautete "Haus der Geborgenheit". Der Name ist Vergangenheit, die Geborgenheit für die Bewohner ist geblieben - allerdings geht es hier seit längerer Zeit um die "Wohngruppen Degerloch". Das Gebäude an der Jahnstraße 50 wurde 1890 vom Kaufmann C.E. Stiehle als Wohnhaus erbaut. 1909 übernahm der Mundartdichter Wilhelm Löffel das Gebäude und richtete ein Lokal ein. Die Geschichte der "Wohngruppen Degerloch" hatte ihren Ursprung bereits im Jahr 1920, als die Stadt Stuttgart das Haus kaufte und unter der Zuständigkeit des Gesundheitsamtes eine Zweiganstalt des städtischen Kinderheims unterbrachte.
"Von 1938 bis 1952 ist nichts Genaueres über die Betreuung und Versorgung der Heimkinder bekannt. Zwischenzeitlich war ein Kinderkrankenhaus im Gebäude untergebracht, anschließend wurde es als Säuglingsheim genutzt", sagt Martin Ortelt (Bild unten rechts mit Kollegin), seit 2004 Leiter der Einrichtung an der Jahnstraße. Im Jahr 1976 wurde das Säuglingsheim des Gesundheitsamtes geschlossen, anschließend übernahm das Stuttgarter Jugendamt das Gebäude und richtete ein Kinderhaus mit Notaufnahme ein. Zu dieser Zeit lebten 20 Kinder im Alter von null bis 17 Jahren in zwei Gruppen in der Einrichtung. Der Schwerpunkt der Arbeit lag damals unter anderem bei der Vermittlung von Kindern in Pflege- und Adoptionsfamilien.
Nach zweijähriger Umbauzeit und Renovierung wurde das "Kinderhaus Degerloch" 1990 mit neuer Gruppenaufteilung und der heutigen Konzeption bezogen. Die Trägerschaft der Einrichtung liegt bei der Abteilung Erziehungshilfen des Jugendamts der Stadt Stuttgart. Im Juli 2017 wurde die Umbenennung in "Wohngruppen Degerloch" vollzogen. Ein einheitliches Auftreten aller stationären Wohngruppen, aber auch der vielfache Wunsch der Bewohner waren der Grund für die Umbenennung.
"Im Haus leben heute auf drei Stockwerken 15 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in drei Wohngruppen jeweils in Einzelzimmern. Betreut werden sie von zwei Pädagogen-Teams mit jeweils vier ausgebildeten ErzieherInnen und SozialpädagogInnen. Der Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit liegt auf der Unterstützung bei der Bewältigung alltäglicher Probleme, Schul- und Ausbildungsangelegenheiten sowie bei der individuellen Lebensplanung. Die jungen Menschen besuchen Kindergärten, unterschiedliche Schultypen oder absolvieren eine Ausbildung. Zielsetzung ist immer, den Bewohnern, die zeitlich begrenzt oder gar nicht mehr bei ihren Familien leben können, Hilfestellung zu geben", informiert Ortelt über Struktur und Konzept der Einrichtung.
Zum 20-jährigen Jubiläum konnten viele ehemalige BewohnerInnen und MitarbeiterInnen des Hauses zu einem Sommerfest begrüßt werden. Durch die aktuelle Pandemie wurden die Feierlichkeiten zum 30-jährigen abgesagt. Als kleines Trostpflaster konnte im Juni die Fassadensanierung abgeschlossen werden. Seither erstrahlt die Jahnstraße 50 in neuem Glanz.
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