Blickpunkt
von Guido Dobbratz
Freiheit ist nicht grenzenlos
Der Degerlocher Bauingenieur Joscha Friedmann hat eine Auszeit genommen, um die Welt auf seine Weise zu erkunden.Mit einem speziellen Klappfahrrad hat er fast 10 000 Kilometer zurückgelegt. Diese gewiss auch sportliche Leistung passt so richtig zum Leben des 35-Jährigen, der das Wilhelms-Gymnasium absolviert und sich oft auch im Evangelischen Jugendwerk Degerloch engagiert hat. Für seine Auszeit rüstete sich Joscha Friedmann mit einem hochwertigen Klappfahrrad aus, um alle möglichen Utensilien wie Zelt oder Generato transportieren zu können. Von Stuttgart aus ging es über Griechenland, die Türkei, den Iran und Pakistan nach Indien.
"In der Türkei bin ich von der Stadt Edirne im äußersten Osten in die Metropole Istanbul gefahren. Ich übernachtete im Zelt an der traumhaften Schwarzmeerküste, die mich mit einer Länge von 1500 Kilometern und 18 000 Höhenmetern sportlich gefordert und gleichzeitig fit gehalten hat. Ich nächtigte in einer Moschee, Tankstelle oder einem Teehaus und wurde auch bei Familien zur Übernachtung eingeladen", blickt der Degerlocher zurück.
Nach drei Monaten in der Türkei nahm Joscha Friedmann seine Fahrt in den Iran auf und hatte besonders an der alten Seidenstraße und im persischen Golf interessante Erlebnisse und Begegnungen. Weiter ging es nach Pakistan und dort musste er aus Sicherheitsgründen auch den Bus und andere Verkehrsmittel benützen. Einmal wurde er zwei Tage lang sogar von der Polizei eskortiert, musste über 800 Kilometer 20 Mal umsteigen und weitere 400 Kilometer mit dem Zug durch die unsichere Region Beluchistan fahren. Erst dann konnte er sich wieder auf sein Fahrrad schwingen.
Eines Tages wurde Friedmann vom deutschen Botschafter in Islamabad eingeladen und der stellte sich prompt als Schwabe heraus. "Als ich in dessen Wohnzimmer bei Maultaschen und einem Trollinger saß, war ich glücklich, wieder eine deutsche Luft zu schnuppern und zu spüren." Nach dieser Begegnung ging es weiter nach Indien, wo er in Moscheen, Tempeln, Ashrams oder bei gastfreundlichen Indern übernachtete und das einheimische Essen wie Rhododendron Chutney oder Farnspitzengemüse schätzen lernte.
Über den Norden ging die Fahrt dann entlang des Himalaja-Gebirges in den Osten, um dann in das Flachland in Delhi einzubiegen und das nächste Ziel Myanmar in Angriff zu nehmen. Fast 10 000 Kilometer und neun Monate liegen hinter Friedmann, der bei seiner Reise viele Eindrücke aufgenommen hat: "Schaue ich von hier nach Deutschland, sehe ich eine große persönliche und einzigartige Freiheit im Leben der Menschen, die ich auf meiner Reise nicht so gefunden habe. Viele Menschen, die ich besonders in der Türkei, dem Iran oder auch Pakistan getroffen habe, leiden unter Politik, System und der Wirtschaft. Daher kann ich nur erkennen, dass einige Menschen gerne freier wären. Ich wünsche es allen, denn jeder einzelne Mensch verdient es.“
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