Jener Septembertag war ein ganz besonderer für den ehemaligen Stadtrat und Landtagsabgeordneten. Anlässlich seines 90. Geburtstages findet zunächst ein Gottesdienst in der Michaelskirche statt, danach wurde im Kickers-Clubrestaurant getafelt.

Friedrich Haag (Bild mi.) ist von jung an immer ein emsiger Schaffer gewesen - und bis ins hohe Alter geblieben. Das betrifft seinen Degerlocher Gärtnereibetrieb genauso wie die Politik und verschiedene Ehrenämter. Von 1968 bis 1972 war er Mitglied der FDP-Fraktion im Stuttgarter Gemeinderat. Dort wirkte er unter anderem im Wirtschafts- und Sportausschuss mit. Nach der Ausbildung zum Gärtner übernahm Haag 1949 den elterlichen Betrieb in Degerloch. Sechs Jahre später legte er seine Prüfung zum Gärtnermeister ab, von 1971 bis 1987 war der Familienvater Präsident des Württembergischen Gärtnereiverbandes. Dem Landtag von Baden-Württemberg gehörte der leidenschaftliche Politiker bis 1992 insgesamt 24 Jahre an.

"Er stand für bürgernahe Politik und hat sich auch für die Frauen und ihre Rechte verdient gemacht", schrieb einst sein örtlicher Parteigenosse Peter Hönig im "Blickpunkt Degerlocher Liberale". Gerne erinnert sich auch Walter Döring (Bild li.) an seinen langjährigen Weggenossen Friedrich "Fritz" Haag. "Er war in schweren Jahren für die FDP ein stabilisierender Faktor und ein garantiert guter 'Prozente-Lieferant' mit jeweils Spitzenergebnissen in seinem Wahlkreis. Leider hat es in seiner Zeit nicht für eine Regierungsbeteiligung der Liberalen gereicht. Er wäre ein guter und überzeugender Minister für Umwelt, Landwirtschaft und Ernährung gewesen. Mit großem Respekt und voller Dankbarkeit gratuliere ich 'Fritz' Haag, der mich stets unterstützt und gefördert hat - und das, obwohl er nun wahrlich nicht immer mit allem, was ich gemacht habe, einverstanden war", sagt der ehemalige Wirtschaftsminister von Baden-Württemberg.

Positive Erinnerungen hat auch Degerlochs ehemalige Bezirksvorsteherin Brigitte Kunath-Scheffold (Bild re.): "Ein Gelber mit einem grünen Daumen, dessen Herz der Politik, der Kunst und dem Gärtnerhandwerk gehört. Er verdient unser aller Respekt für seinen Schaffensreichtum. Als Grandseigneur alter Schule waren er Jahrzehnte dem Gemeinwohl verpflichtet und hat so viel Farbe und Wärme in unsere Gesellschaft gebracht."

Über seine Parteifunktionen hinaus engagierte sich Friedrich Haag in zahlreichen Institutionen und Verbänden. Für seinen Einsatz erhielt er mehrere Würdigungen. Die Universität Hohenheim ernannte ihn 1980 zum Ehrensenator. 1985 wurde ihm das Große Bundesverdienstkreuz verliehen, nachdem er bereits elf Jahre zuvor das Bundesverdienstkreuz am Bande erhalten hatte. "Ich freue mich, dass er diesen schönen runden Geburtstag begehen kann. Von Herzen alles Gute, lieber 'Fritz', und noch auf einige gute und gesunde Jahre", wünscht Walter Döring aus seiner Heimat Schwäbisch Hall. Das Schlusswort kommt aus der eigenen Familie: "Politik kennt kein Alter. Mein Opa ist bis heute politisch sehr interessiert und hat immer eine klare Meinung", sagt Enkel Friedrich Haag jun., der sich inzwischen ebenfalls in der FDP engagiert.