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Alice-Haarburger-Staffel
In unregelmäßigen Abständen beleuchten wir die Benennung Degerlocher Straßennamen - heute die Alice-Haarburger-Staffel im Hoffeld. Die 1987 nach Alice Haarburger benannte Staffel verbindet die Hoffeldstraße mit der Straße Am Wolfsberg und der Nauener Straße. Die Malerin wurde 1891 in Reutlingen geboren und starb im Alter von 50 Jahren in Riga. Sie stammte aus einer angesehenen jüdischen Familie, die seit 1903 in Stuttgart lebte.
Alice Haarburger schuf Stillleben, Porträts und Interieurs und widmete sich vor allem Landschaftsmotiven. Ihre Gemälde zeigen Einflüsse des Spätimpressionismus. Sie besuchte zunächst in Stuttgart ein Gymnasium und danach Pensionate in Genf, Lausanne und London. Ab 1910 wurde sie an der Privaten Malschule für Damen von Alfred Schmidt in Stuttgart ausgebildet, ab 1917 studierte sie bei Arnold Waldschmidt an der Kunstakademie Stuttgart.
Haarburger, die ab 1920 dem Württembergischen Malerinnenverein in Stuttgart angehörte, hatte ab 1921 mehrere Ausstellungen. Unter anderem waren drei ihrer Bilder in der großen Jubiläums-Ausstellung des Stuttgarter Kunstvereins im Jahr 1927 zu sehen. Nach der politischen Gleichschaltung durch die Nazis hatte die Künstlerin nur noch Zugang zu geschlossenen jüdischen Ausstellungen. 1935 und 1937 war sie zusammen mit 14 anderen jüdischen Künstlern an den beiden Ausstellungen der Stuttgarter Kunstgemeinschaft in den Räumen der Stuttgarter Loge beteiligt.
1938 musste die Familie Haarburger ihr Haus in der Danneckerstraße verkaufen und in die Sandbergerstraße in Stuttgart-Ost umziehen. Alice Haarburger erhielt zwar 1940 ein Visum für die Schweiz, verzichtete jedoch darauf, Deutschland zu verlassen, weil sie ihrer Mutter beistehen wollte und sich wohl wegen der Teilnahme ihrer beiden Brüder am Ersten Weltkrieg sicher fühlte. An ihrem 50. Geburtstag erhielt sie den Einberufungsbefehl der Gestapo zur Deportation.
Am 1. Dezember 1941 wurde Alice Haarburger im Rahmen der ersten Deportation aus Stuttgart vom Sammellager Killesberg ins Ghetto Riga transportiert. Dort hat man sie wenige Monate später im Zuge einer Massenerschießung ermordet. Vor ihrem Wohnhaus in Stuttgart wurde zu ihrem Gedenken ein Stolperstein verlegt.
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