Nachrichten
Kein Platz für Namen
Die Staffel von der Melittastraße zur Oberen Weinsteige war in den vergangenen Jahren schon zwei Mal im Mittelpunkt heftiger Diskussionen. Zunächst sollte sie auf Wunsch von Mitbürgern, dem Bezirksbeirat und Bezirksvorsteherin Brigitte Kunath-Scheffold in „Ida-Kerkovius-Staffel” und in einem zweiten Versuch später in „Adolf-Hölzel-Staffel” benannt werden. Nach heftigem Widerstand von einigen wenigen Anliegern und dem damaligen grünen Bürgermeister Klaus-Peter Murawski war es nicht mehr möglich, die Staffel nach den großen und bedeutenden Künstlern Ida Kerkovius und Adolf Hölzel zu benennen.
Den Anwohnern ging es damals primär um die Änderung Ihrer Adresse, während Bürgermeister Murawski mit der Verwechslungsgefahr in Bezug auf den „Ida-Kerkovius-Weg” in Vaihingen und den „Hölzelweg” am Killesberg argumentierte. „Augsburger Platz”, „Ausgburger Straße”, „Bopserstraße”, „Bopserklinge” – Beispiele dieser Art gibt es im Stuttgarter Straßenverzeichnis jede Menge. Kerkovius und Hölzel haben lange Zeit in Degerloch gewohnt, und das in unmittelbarer Nähe zu der besagten Staffel. Die Chance zur Würdigung der beiden Künstler aus dem Stadtbezirk wurde kläglich verspielt.
Auf den Spuren seines Vorgängers Murawski wandelt Werner Wölfle, Bürgermeister für allgemeine Verwaltung. Im Gegensatz zu Murawski inszeniert sich Wölfle seit der Wahl in sein Amt durch häufige Präsenz in den Stadtbezirken. Seinen Beliebtheitsgrad hatte er allerdings nicht im Visier, als er der Entscheidung des Degerlocher Bezirksbeirates, den Lindenplatz auch offiziell nach seinem Namen zu benennen, die Zustimmung versagte. Die Lindenstraße in Vaihingen könnte zu Verwechslungen führen, lautete die fadenscheinige Begründung.
Das Anliegen der Degerlocher Initiatoren, dem Platz im Zentrum des Stadtbezirkes auch endlich offiziell seinen Namen zu geben, wird nun nicht mehr zur Abstimmung im Gemeinderat kommen. Ob sich Wölfle damit einen Gefallen getan hat, muss bezweifelt werden. Denn so leicht werden die örtlichen Lindenplatz-Liebhaber, die sich auch für die Verschönerung des historischen Fleckchens engagieren, ihr Ansinnen nicht aufgeben. „Dann werden wir eben ein Schild 'Treffpunkt Lindenplatz' anbringen”, hieß es aus dem Kreis der Aktionisten.
Einen öffentlichen Akt wird es diesbezüglich sicher geben. Ob Bürgermeister Wölfle dann anwesend sein wird, spielt keine Rolle. Viel wichtiger ist, dass sich die Lindenplatz-Liebhaber ihr Engagement vor Ort nicht von unflexiblen Beamten aus der Stadt-Verwaltung vermiesen lassen.
So gesehen
Ihr Zackowski