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Die Glaskugel
Jüngst hab ich in Degerloch,
wo auch sonst, da leb ich doch,
in jenem Laden mit lauter Sachen,
die schön sind und die Freude machen,
etwas gekauft für den Advent,
das man eine Kugel nennt,
die schon im Vorübergehen
ich im Schaufenster gesehen,
weil ihr Schimmer mich betörte,
dass sie kurz drauf mir gehörte.
Und als ich das Geschäft verließ,
ich auf eine Freundin stieß,
der ich die Glaskugel nun zeigte,
und wie sie sich darüber neigte,
rief sie: „Martha, schau hinein,
das gibt’s doch nicht, das kann nicht sein!“
Und ich tat dies unverzüglich.
Die Stelle, wo ich stand, die sah ich,
doch, was kein Mensch für möglich hält:
Ich blickte in eine neue Welt.
Statt Autos sah ich Tisch und Stühle.
Unter dem fröhlichen Menschengewühle
blinkte ein rotes Mosaik.
Ich lauschte spanischer Musik
beim Lindenplatz, der größer war,
hier tanzte eine kleine Schar.
Die Menschen gingen ein und aus,
besonders bei dem Bücherhaus.
So mancher setzte sich und las
und prompt die bunte Welt vergaß.
Und wie er wieder aufgewacht,
hatte man ihm Wein gebracht.
Dann drehte ich zur anderen Seite,
hier spielten unsere kleinen Leute
mit Schaukel, Rutsche und mit Sand.
Was ich wahrnahm höchst gebannt:
Die ganze Stimmung war gelöst,
der eine lacht, der andere döst,
man lief nicht nur zum Ziele hin,
man gab sich auch der Muße hin.
Amüsiert hatt ich kapiert,
es spricht die Zukunft und es wird
die Epplestraße reserviert
für Fußgänger und ungeniert
der Länge nach umfunktioniert
und jeder davon profitiert.
Plötzlich wurde ich gewahr
der neugierigen Menschenschar.
Ich wollt jedoch nach Hause laufen
und schickte sie zum Kugelkaufen.
Ach, an meinem Tannenbaum
hängt nun ein wunderschöner Traum!
Als ich mich neulich nochmal beugte
und in diese Kugel äugte,
las ich dies Gedicht – ja doch! –
im Portal von Degerloch….
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