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Degerlocher Glückwunsch zu VfB-Slogan
Wer Gerhard Raff als Redner kennt, der weiß, der Mann kommt nicht so schnell zum Schluss. Sein Leserbrief lässt grüßen, vermutlich war es der längste, den die SZ je abgedruckt hat. In sage und schreibe 116 Zeilen hat der SZ-Kolmunist zu den Ausführungen des Kollegen Holger Gayer Stellung genommen, der sich erlaubte, den neuen VfB-Slogan "Furchtlos und treu" kritisch zu beleuchten.
Gerhard Raff outet sich in seinem Leserbrief "als Ur-Degerlocher, der von Kindesbeinen an ein Anhänger der Stuttgarter Kickers ist". Es muss eine heimliche Liebe sein, denn im Gazi-Stadion auf der Waldau gehört Raff nicht zu jenen Fans, die einem hin und wieder über den Weg laufen. Dass dem Historiker in Sachen württembergischer Landesgeschichte keiner was vormachen kann, ist bekannt. Und so stimmt es auch, dass - wie Raff es in seinem Leserbrief schreibt - der Spruch von der "Furchtlosigkeit und Treue" von König Wilhelm I. stammt, dem früheren Reformer auf dem Königsthron.
Dass Raff, als Fan der Blauen, den Verantwortlichen der Roten jenseits des Neckars zur Reanimation dieser verloren geglaubten Devise des einstigen Reformer-Königs beglückwünscht, lässt gewisse Zweifel am Fußball-Verstand des renommierten Historikers aufkommen. VfB-Präsident Bernd Wahler ist vor über einem Jahr angetreten, um dem seit Jahren kriselnden Club ein moderneres Profil und Image zu verpassen. Mit dem etwas altbackenen, aber historisch unbedenklichem Slogan "Furchtlos und treu", der auch in der neueren rechten Szene verankert ist, hat er diesbezüglich ein kapitales Eigentor geschossen. Modern klingt anders.
Ganz abgesehen davon - die Profis, die für den VfB den Platz rauf und runter rennen, agieren seit Jahren ziemlich harmlos und wenig furchtlos. Und Treue gibt's im Profi-Fußball schon längst nicht mehr.
So gesehen
Ihr Zackowski
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