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Das intensive Leben des Eduard Fuchs
Sein lebensgroßes Portrait von dem Maler Max Slevogt hängt in der Stuttgarter Staatsgalerie. In Berlin konnte er sich als Kunstsammler und Autor eine Villa von Mies van der Rohe leisten und im Stuttgarter Westen erlebte er, wie sein Vater ständig pleite ging. Hier wurde er anarchistischer Sozialist, dann sanierte und revolutionierte er mit der Münchner Boheme die Karikaturenzeitungen der Sozialdemokratie. 1914 agierte er als einer der wenigen sozialdemokratischen Kriegsgegner und 1918 reiste er im Auftrag von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht konspirativ zu Lenin nach Moskau und kehrte mit Geldkoffern für die Revolution in Deutschland zurück.
Dank seiner berühmten, mehrbändigen Sittengeschichte (einer bebilderten Sexualgeschichte von der Renaissance bis zum 20. Jahrhundert) war Fuchs ein reicher Mann. Befreundet war er mit Clara Zetkin, die ihm in Stuttgart Französisch beibrachte und dem Künstler Max Slevogt, den er 1914 auf seiner berühmten Ägyptenreise begleitete. 1924 gründete er mit Max Horkheimer und Felix Weil in Frankfurt das legendäre Institut fü,r Sozialforschung. Von der SPD wie der KPD enttäuscht, wurde er 1928 Mitglied der fast unbekannten KP-Opposition. 1933, noch in der Nacht des Reichstagsbrandes, emigriert er mit seiner jüdischen Frau nach Paris. Gestapo und Finanzamt beschlagen seine Kunstsammlung. Auf dem Pariser Freidhof Père Lachaise wird er 1940 bestattet.
Eine unglaubliche Biografie, und dennoch fiel Eduard Fuchs zwischen alle Stühle der Geschichtsschreibung: der DDR zu bourgeois und zu wenig linientreu, der SPD und den westdeutschen Historikern zu links, Kunstgeschichtlern zu sehr Autodidakt und zu gesellschaftskritisch. Auch Fuchs selbst gefiel sich in der Rolle des unsichtbaren Drahtziehers, der als reicher Sozialist konspirativ im Schatten agierte. Aus diesem Schatten hat ihn nun der Degerlocher Ulrich Weitz mit seiner Biographie "Eduard Fuchs - Der Mann im Schatten" herausgeholt.