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Ausstellung "Painted Mirror"
Galerie Nieser |
Galerie Nieserocher Fotowerkstatt zeigt vom 5. Dezember 2009 bis 16. Januar 2010 die Ausstellung "Painted Mirror" des Künstlers Stefan Habermann. In einer Zeit in der Internet und Fotohandys allgegenwärtig sind und der Drang zur öffentlichen Selbstdarstellung wie zum Beispiel bei Facebook oder so genannten Ego-Castings besonders bei jungen Menschen immer stärker wird, setzt sich Stefan Habermann in seinen fotografischen Collagen mit dem Zeitgeist und diesen Phänomenen unser modernen Gesellschaft künstlerisch auseinander. Zu manipulieren und etwas Eigenes zusammenbasteln ist Dank der digitalen Medien heute gang und gäbe. Auch die Veröffentlichung von intimen Details, die Selbstdarstellung auf sexueller Ebene und das sich preisgeben ist angesagt, wie die immer stärker zunehmende Zahl an Voyeurseiten zeigt, auf denen sich Menschen im Internet inszenieren und besonders auf erotischer und intimer Ebene outen, bis hin zur Verletzung von Tabus. Hier findet der Künstler das Material für seine fotografischen Collagen und schafft aus zahlreichen verschiedenen Szenen, Umgebungen und Personen mittels der Fotomontage neue surrealistisch anmutende Bildinhalte und ?aussagen. In der Serie "I show you memories", der literarische Motive zu Grunde liegen, bilden Fotos von Vitrinen und Käfigen aus der Wilhelma die Grundlage für seine Kompositionen, die sich kritisch mit Aspekten wie Exhibitionismus und Voyeurismus auseinander setzen. Die Käfige werden am Computer digital "leergeräumt" und der Künstler füllt sie mit Personen, die durch die digitale Bearbeitung und Collage bis zur Unkenntlichkeit verändert sind. Augen, Frisur, Gesicht und Kleidung stammen von verschiedenen Personen und werden collagenartig zusammengesetzt, was ein individuelles Wiedererkennen einer Person unmöglich macht. So werden aus den realen Menschen und Persönlichkeiten virtuelle Wesen, die es in Wirklichkeit nie gegeben hat und nie geben wird. Dennoch erscheinen uns als Betrachter die Szenen und Situationen völlig real und alltäglich, Familien beim Sonntagsausflug inclusive Proviantrucksack und Videokamera. Auch zusätzliche Requisiten wie Stofftiere oder Schaukelpferdchen lassen die Bilder auf uns vertraut wirken. Erst auf den zweiten Blick muten die Bilder seltsam an und erscheinen dem Betrachter irritierend, verstörend, bizzar oder auch provozierend. Was passiert hier wirklich? Was ist die Motivation des Models, der Hauptfigur sich so zu präsentieren, ja auszuliefern, und welche Rolle spielen die Besucher? Stefan Habermann arbeitet bei seinen Collagen mit verschiedenen technischen Gestaltungsmitteln wie Schnitten, Verschiebungen oder malerischen Verschleierungen, um so Aspekte wie Verletzbarkeit und Fragilität herauszuarbeiten. Der Betrachter soll erkennen, dass die Bilder manipuliert sind, sie sollen wie ein Trugbild wirken um so die Mehrdeutigkeit und die verschwommene Wahrnehmung herauszustreichen. Seine Protagonisten erscheinen oft wie in Trance und der Betrachter kann nicht erkennen ob sie tatsächlich da sind oder in einem Traum, in ihrer Imagination, gefangen sind. Dies löst beim Betrachter Unbehagen und Verstörung aus, da er nicht mehr weiß was wirklich zu sehen ist. Die Realität erscheint nicht mehr eindeutig sondern zwiespältig. Diese authentische Anmutung und das plötzliche Befremden geben uns als Betrachter Denkanstöße, plötzlich sind wir aufgefordert, uns mit unserem Inneren zu beschäftigen, unserem Wunschvorstellungen, unserem Selbstbild und unserer eigenen Welt und Realität. Stefan Habermann, 1962 in Stuttgart geboren, studierte Kunst an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und in Freiburg Germanistik. Neben zahlreichen Einzelausstellungen in Deutschland, Frankreich, Österreich und der Schweiz erhielt Stefan Habermann Preise und Auszeichnungen bei internationalen Fotowettbewerben unter anderem beim Prix de la Photographie Paris und beim Prix spécial du Jury beim Grand Prix International de Photographie de Vevey, Schweiz (2007). Öffnungszeiten Galerie Nieser, Große Falterstraße 31/3: Mittwoch bis Freitag 15 bis 18 Uhr, Samstag 10 bis 13 Uhr.