Nachrichten
„Tudo bem – alles gut”
„Wilkommen“ steht auf dem Schild des Lokales „Sombra da Mangueira“. Begrüßt werden die Gäste des Restaurants in dem brasilianischen Küstenörtchen Diogo im Bundesstaat Bahia auch in weiteren fünf Sprachen. Deutsche Rechtschreibung sieht man hier nicht so eng – unsere Landessprache spricht eh niemand. Kommuniziert wird auch nicht auf Englisch, man quatscht auf brasilianisch oder eben mit Händen und Füßen. Auf die Frage nach einem speziellen Gericht auf der Speisekarte hebt der Wirt nur seine Zeigefinger über die Ohren – und lacht. Alles klar, heute gibt es Kaninchen.
Zurück aus dem Herbsturlaub im brasilianischen Bundesstaat Bahia muss man sich erst wieder an hiesige Temperaturen gewöhnen. Keine durchschnittlich 30 Grad mehr, dafür reichlich Herbstlaub in den Wäldern auf der Waldau. Dass Degerloch bereits im Oktober eingeschneit war und auf der Kirbe Glühwein ausgeschenkt wurde, erfährt man auch im fernen Brasilien umgehend inklusive Bildern. Glühwein? Der hat doch sonst erst beim Nikolausmarkt am Marktplatz seinen großen Auftritt.
Unabhängig von den Temperaturen, die in unserem Feriendomizil Imbassai nahe der Millionenstadt Salvador selten unter 30 Grad fallen, läuft auch sonst einiges anders als in heimischen Gefilden. Die Menschen sind größtenteils arm, viele besitzen aber trotzdem ein eigenes, einfaches Häuschen mit etwas Grund dazu, inklusive Stromanschluss, Fernseher, Hund und vielleicht noch Moped oder ein kleines Auto. Ob sie wohl deshalb rund um die Uhr so fröhlich und freundlich sind? ,
Kontrastprogramm auch in anderen Bereichen: Es gibt keine Straßenbahnen, keine Züge, aber Busse und Autos ohne Ende. Und alle sind gut gefüllt. Man geht am Wochenende gemeinsam an die Strände der Atlantikküste und erfreut sich an Caipirinha für zweieinhalb Euro und Bier aus 0,6-Liter-Flaschen in Kühlbehältern. Fassbier ist hier ein Fremdwort, Wein gibt es nur sehr spärlich und Rauchen ist verpönt. Wer hätte das gedacht – bei den lockeren Brasilianern herrscht ein strengeres Rauchverbot als bei uns und das Autofahren mit mehr als 0,0 Promille wird hart bestraft. Dass es kaum Kontrollen gibt, und sich trotz reichlichem Biergenuss kaum jemand um die gesetzliche Regelung kümmert, ist eine andere Sache.
„Tudo bem – alles gut!“ lautet das Lebensgefühl der hauptsächlich schwarzen Bevölkerung. „Alles gut“ trifft auch in heimatlichen Gefilden wieder zu. Man kommuniziert auf normale Weise, trinkt Bier vom Fass oder einen guten Trollinger, trifft sich mit netten Menschen – und freut sich auf den nächsten Brasilien-Urlaub.
So gesehen
Ihr Zackowski