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Kein Dorfbüttel wie Sepp
Sepp Hinderhofer war der alte Dorfbüttel im klassischen Sinne. Er arbeitete auf dem Polizeirevier in der Felix-Dahn-Straße. Nur einen Steinwurf davon entfernt war die Wohnung, die Freizeit wurde im Garten im Ramsbachtal oder auf einer der Degerlocher Hocketsen verbracht. Sepp, wie ihn alle nur nannten, war immer vor Ort, wusste wo was lief und wo die Brandstellen im Stadtbezirk sind. Aber Sepp ist Legende – unser Beamtenstaat hat ihn vor ein paar Jahren in den Ruhestand verfrachtet.
Seit das Degerlocher Polizeirevier nach einer Strukturreform personell drastisch reduziert wurde, haben Vandalismus, Randale und Pöbeleien Hochkonjunktur. Das ist ein Grund. Ein weiterer ist, das es keine klassischen Dorfbüttel mehr gibt wie den Sepp. Und so wurden Albplatz, Busbahnhof, Unterführung Stadtbahn-Haltestelle Degerloch, Aussichtspunkt Jugendhaus, Vorplatz Rewe-Areal und Treppenaufgang Parkhaus Epplestraße immer mehr zu neuralgischen Plätzen im Stadtbezirk.
Ritter-Wirt Bruno Hermle sind diese Entwicklungen schon lange ein Dorn im Auge. Er selbst, aber auch seine Gäste wurden schon öfters von alkoholisierten Jugendlichen angepöbelt und teilweise auch attackiert. Eingegriffen hat niemand, denn auch die Zivilcourage der Mitbürger ist nicht mehr das, was sie einmal war. Aus diesen Gründen hat Hermle das Gespräch mit Stefan Hartmaier gesucht. Der Leiter des Polizeireviers 4 in Möhringen ist mit der personellen Situation seiner Mannschaft zwar nicht ganz glücklich, versprach aber die Kontrollen in Degerloch zu verschärfen.
Man darf gespannt sein, wie lange das anhält. In der Regel flachen solche Versuche der Verbesserung schnell wieder ab. Bei Sepp war das ein bisschen anders. Was er versprach, hat er gehalten. Und vor Ort war er auch. Schade, dass er heute hauptsächlich seinen Garten im Ramsbachtal pflegt.
So gesehen
Ihr Zackowski