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Geschichten, die der Besen schreibt
Kennen Sie den? Kommt ein Mann mit seiner Freundin in den Besen und bestellt sich im Flur zwei Gläser Wein. Dann schaut er kurz in den Gästeraum, bekommt einen hochroten Kopf, stellt die immer noch vollen Gläser weg, nimmt seine Freundin an die Hand und verlässt, ohne zu bezahlen, das Lokal. Das liebe Leser, ist kein unvollendeter Witz, sondern passiert im Besen von Mara und Eberhard Gohl (Bild). Aber was war geschehen? Des Rätsels Lösung ist ganz einfach: Im Gästeraum saß die Ehefrau des besagten Herren. Geschichten, die der Besen schreibt ...
Es ist 11 Uhr und ich sitze in der Besenwirtschaft von Mara und Eberhard Gohl in der Leinfeldener Straße. Es ist sehr übersichtlich und ruhig – kein Gast weit und breit. Ausnahmezustand im Gohlschen Besen. Das wird ab Mittwoch, den 20. März, wieder ganz anders laufen, wenn die Besenzeit 2013 mit einem Jubiläum eingeläutet wird. Mara Gohl gesellt sich zu mir, um über „10 Jahre Der Besen” zu reden. Ihr Gatte Eberhard hat keine Zeit. Er muss arbeiten. Aber nicht im Weinberg oder im Weinkeller. Der 61-Jährige ist der einzige Degerlocher Besenwirt, der noch einer hauptberuflichen Tätigkeit nachgeht. Arbeit hält jung, nicht umsonst nennt man ihn den schönsten Besenwirt von Degerloch.
Wie hat das eigentlich angefangen vor zehn Jahren? Es wissen nicht viele, dass , Mara und Eberhard Gohl zu diesem Zeitpunkt schon reichlich Besenerfahrung hatten. Es war Ende der 70er bis Mitte der 80er Jahre als das Ehepaar mit seinen Kindern noch bei Eberhards Eltern Karl und Lydia Gohl im Haus in der Epplestraße wohnten und abends oder am Wochenende in der „Besenwirtschaft Gohl” aushalfen. Erfahrungen im Anbau von Rot- und Weißwein sammelte Eberhard Gohl schon lange vor der Eröffnung seiner Besenwirtschaft im Jahr 2003. Vor allem für den Hausgebrauch. Aber um ehrlich zu sein, hat er mit seiner Frau nicht alles, was er aus seinen Weinbergen am Haigst herausgepresste, alleine verkostet. Zum einen wurde das Handwerkerweindorf auf dem Degerlocher Maimarkt mit Weißwein beliefert, zum anderen hat der Freundeskreis, allen voran Markus Reuter, ordentlich mitgeholfen.
Der Degerlocher Geschäftsmann, der über die Jahre ein wichtiger Stammkunde geblieben ist, war es auch, der die Gohls immer wieder drängelte, einen Besen aufzumachen. Am 10. März 2003 war es dann soweit: Degerloch hatte eine neue Besenwirtschaft, nachdem Eberhard Gauder am Haigst das Ende seines Besens einläutete und einen Teil seiner Weinberge an den Namensvetter aus Degerloch verpachtete. Im Lauf der Jahre wurde das Lokal in der Leinfeldener Straße immer mehr Kult, auch weil die Gohl-Youngsters Katrin und Chris ein jüngeres Publikum anzogen. Kult ist auch der rote Salon neben der Küche und das Schild an der Eingangstüre „Bitte leise rauchen”. Was der Hausherr damit meint, weiß jeder Raucher, der vor dem Lokal seine Glimmstengel reinzieht. Aber der Spruch ist trotzdem einzigartig. Auch solche Geschichten schreibt „Der Besen”.
So gesehen
Ihr Zackowski
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